Nach 106 Jahren endet eine Ära im Ort Kleinblittersdorf, denn der Konvent der Schwestern vom Heiligen Geist verlässt mit der Abberufung seiner letzten beiden Schwestern die Ortschaft und beendet seine Tätigkeit im Hanns-Joachim-Haus. Mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche und einem anschließenden Empfang im Hanns-Joachim-Haus wurden Schwester M. Solina und Schwester M. Joyce offiziell verabschiedet. Für beide beginnt ein neuer Lebensabschnitt, Solina wechselt in den Konvent nach Trier und Joyce wird im Konvent im Alten- und Pflegeheim St. Anna in Sulzbach arbeiten. Für Kleinblittersdorf bedeutet der Wegzug der Ordensfrauen eine Zäsur: „Der Abschied macht uns traurig. Die Schwestern hatten sich mit Herz und Seele um Menschen gekümmert und hatten einen ganz tollen Draht zu ihnen“, würdigte Kathrin Gross, die erste Beigeordnete der Gemeinde, die Schwestern. Im Ort habe man die Schwestern immer gern gesehen, und auch im Hanns-Joachim Haus, einer Einrichtung für Senioren und für behinderte junge Menschen der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts), entstehe eine Lücke , weil die Schwestern für eine ganz besondere Atmosphäre gesorgt hätten. Der cts-Geschäftsführer Alexander Funk bestätigte das: „Seit 1917 waren die Schwestern im Ort. Der Geist der Gründerinnen, aus tiefer Liebe heraus zu helfen, wurde stets weitergegeben. Für sie war Sorgen und Versorgen eine Herzensangelegenheit“, sagte Funk. „Aber mit nur noch zwei Schwestern muss man einen Konvent aufgeben“, erklärte Generaloberin Schwester Maria Alphy Elanjikal. „Das ist ein schmerzlicher Moment. 570 Schwestern wirkten bis dahin in Kleinblittersdorf. Es sind emotionale Bindungen entstanden. Aber die Situation hat sich verändert. Nach 27 Jahren Kooperation mit der cts müssen wir gehen“, erklärte sie und dankte allen Wegbegleitern und den Menschen in Kleinblittersdorf, die die Schwestern „stets wohlwollend begleitet“ hätten. Emotional blieb es, als Einrichtungsleiterin Rebekka Schmitt-Hill die letzten Blumen unter Tränen an die beiden Ordensfrauen überreichte. „Wir verlieren heute einen Teil unserer Geschichte“, sagte sie. Zuvor war in einer sehr gut besuchten Sonntagsmesse Abschied von der Gemeinde gefeiert worden. Domkapitular Benedikt Welter und Pfarrer Matthias Scheer sprachen von einem „Moment der Dankbarkeit und Wehmütigkeit“ und drückten tiefe Verbundenheit und Anerkennung für die geleistete Arbeit der Schwestern aus.
Hintergrund:
1857 gründeten vier Frauen in Koblenz die Schwestern vom Heiligen Geist und entschieden sich zur Gründung eines Ordens. 1917 verhandelte Generaloberin Mutter Brigitta Krämer mit der Familie Rexroth über deren herrschaftliches Anwesen, das der Orden unter der Auflage erhielt, es nach dem im Krieg gefallenen Sohn der Familie „Hanns-Joachim“ zu benennen. 1920 startete man mit Kindererholung auf einem Gelände mit Park, Wald, Bauernstube und Spielhalle. 1928 vergrößerte man sich und gründete das erste Müttererholungsheim in der Diözese Trier. 30 Schwestern arbeiteten dort. 1939 wurde die Einrichtung zwangsweise zu einem Lager des Reichsarbeitsdienstes, doch als die Zahl der Kriegsopfer zunahm, bekamen die Schwestern ihre Liegenschaft zurück, um ein Lazarett zu betreiben. Im Juni 1945 richteten 25 Schwestern aus Mainfranken das Hanns-Joachim-Haus wieder her und wandelten es in ein Heim für Waisen- und Flüchtlingskinder. 1954 kamen eine Nähschule und ein Kindergarten dazu. 1967 wurde ein Kindererholungsheim gebaut, 1969 ein Altenheim. 1983 gab es 56 Kinderheim- und 25 Altenheimplätze, 1995 übernahm die cts das Haus. 2001 wurde ein Neubau eingeweiht. 2017 arbeiteten noch sieben Schwestern und eine Oberin in Kleinblittersdorf, danach wurden es immer weniger. Zuletzt waren nur noch Schwester Solina und Schwester Joyce im Konvent.
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