"Wir lachen zusammen und weinen zusammen"

„Wir haben uns gesucht und gefunden“, sagen Irene Wolf und Ilse Ziegler. Seit einem Jahr teilen sie sich ein Doppelzimmer im cts SeniorenZentrum Hanns-Joachim-Haus in Kleinblittersdorf – und machen seitdem alles gemeinsam, egal ob Gottesdienst-Besuche, zum Essen gehen, Basteln, Gymnastik oder Spazieren.
Irene Wolf lebt seit zwei Jahren in der Einrichtung. Sie kommt aus dem rheinland-pfälzischen Neustadt an der Weinstraße und wohnte zuletzt bei ihrer Tochter nahe der französischen Grenze. „Aber irgendwann ging es einfach nicht mehr“, blickt die 84-Jährige zurück. „Hier im Haus fühle ich mich sehr wohl, ich werde gut versorgt und es ist immer etwas los. Und seit Ilse da ist, ist alles noch viel schöner.“

Die heute 87-jährige Ilse Ziegler war nach dem Tod ihres Mannes zu ihrer Tochter nach Sitterswald gezogen. „Aber sie ist ja noch berufstätig und konnte sich nicht mehr so viel um mich kümmern. Nachdem ich dann gefallen war, war klar, dass es besser ist, wenn ich ins SeniorenHaus gehe.“ Das war vor einem Jahr. Da sie nicht allein sein wollte, entschied sie sich für ein Doppelzimmer. „Genau die richtige Entscheidung“, sagt sie jetzt. „Wir haben uns vom ersten Tag an super verstanden.“

Irene Wolf bewohnt die rechte Seite des Zimmers, Ilse Ziegler die linke. Dazwischen kann ein Vorhang eingezogen werden – für mehr Privatsphäre. „Aber der Vorhang ist immer offen“, sagen beide und lachen. „Wir sind wie Geschwister, wir lachen zusammen und weinen zusammen. Denn es gibt ja nicht nur gute Tage. Aber auch dann sind wir füreinander da.“

Jeder Tag beginnt mit der gemeinsamen Zeitungslektüre. „Ich kann leider nicht mehr lesen, weil ich fast blind bin“, sagt Irene Wolf – dafür liest ihr die Freundin jeden Morgen vor. „So sind wir immer auf dem gleichen Stand.“ Abends haben die Damen dann ihre eigenen Rituale: Irene Wolf schaut gern Fernsehen, Ilse Ziegler liest lieber in ihren Ratgeber-Zeitschriften und sammelt Rezepte und Gesundheitstipps. „Das Licht machen wir aber gemeinsam aus. Wir gehen zusammen ins Bett und stehen zusammen auf.“

Auch die Kinder verstehen sich. „Wir kriegen oft Besuch von unseren Töchtern. Wenn eine der Beiden kommt, bringt sie immer auch was für den anderen mit.“ Eine weitere Gemeinsamkeit: Sie haben jeweils einen Enkel. Stolz zeigen sie die Fotos, die an den Wänden hängen und erzählen Anekdoten.
Vor kurzem musste Irene Wolf für vier Tage ins Krankenhaus. „Ich war heilfroh als sie wieder da war, sagt Ilse Ziegler und strahlt. „Denn ohne sie macht alles nur halb so viel Spaß.“

Text: Nele Scharfenberg, Foto: Silke Frank